Editorial
Liebe Leser*in,
wir freuen uns über Ihr Interesse an der mittlerweile achtzehnten Ausgabe der MiGazette. Eine Grundlage für die Kontinuität dieser Zeitschrift ist die Förderung durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Nicht nur dieses Förderprogramm ist derzeit allerdings stark bedroht: In einer Situation des massiven Investitionsnotstands und eines abnehmenden Vertrauens in die Politik— sei es durch das Aus der „Ampel“ und die Wahl in den USA, aber auch durch den russischen Angriffskrieg sowie den Krieg im Nahen Osten—hat sich die nordrheinwestfälische Landesregierung entschieden, Kürzungen im Sozialbereich in einem nie dagewesenen Ausmaß zu planen. Ein fatales Signal, das die Integrationsarbeit im Kreis Siegen-Wittgenstein weiter erschweren wird. Erste Auswirkungen einer Geldpolitik vorbei an der Wohlfahrtspflege konnte man in diesem Jahr bereits beobachten, als im Juni das psychosoziale Zentrum in Siegen seine Pforten schließen musste.
Das Zentrum hatte als einmalige Anlaufstelle in der Region Unterstützung für von Krieg, Folter und Flucht traumatisierte Menschen geboten. Weitere Hiobsbotschaften dürften bei einer solch an den Menschen vorbei fehlgeleiteten Politik wohl nur eine Frage der Zeit sein (mehr dazu siehe S. 30).
Dass das Thema „Integration“ in den Köpfen der Menschen im Siegerland zum Glück nach wie vor einen anderen Stellenwert als in Düsseldorf hat, zeigt die Resonanz auf die Integrationskonferenz, an der auch dieses Jahr wieder über 50 Personen teilnahmen, um sich gezielt beruflich fortzubilden (S. 4-5). Wie Integration in den Arbeitsmarkt erfolgreich funktionieren kann, zeigt die internationale Pflegeschule, die seit zwei Jahren junge Menschen aus aller Welt in Siegen für den Pflegeberuf ausbildet (S. 12-13). Die Ausbildung dauert vier Jahre und bietet aktuell Teilnehmenden aus 18 Ländern eine neue berufliche Perspektive in Siegen-Wittgenstein. Dass Integration auch aus der Gesellschaft heraus gelebt wird, zeigt der Familiensportverein Geisweid, der sich in diesem Jahr aus der türkischen Community in Geisweid heraus gegründet hat—mit dem Ziel, ein offener Sportverein für alle Menschen in Siegen zu werden, der Vielfalt als Stärke erlebt (S. 12-13).
Dass Integration die Gesellschaft bereichert, bewies auch der internationale Abend des Sports, der Ende September in der Sporthalle mit 350 Besucher*innen die Vielfalt des heimischen Sports feierte (S. 14).
Welche kulturellen Früchte Vielfalt hervorbringt, beweist ein Blick über die Ausstellungen, Themenabende und Gruppen, über die wir in dieser Ausgabe berichten dürfen—nicht zuletzt natürlich auch im Rahmen der interkulturellen Tage in Siegen, die ein immer größeres Rahmenprogramm stellen können.
Dies alles zeigt uns, wie bedeutsam Integration im Alltag ist und bleibt — ungeachtet dessen, was politische Kurzsichtigkeit hier vermitteln möchte.
Für diese Beweise, dass Integration nicht nur uns etwas bedeutet, für dieses Sichtbarmachen des Stellenwertes von Vielfalt, möchten wir Ihnen allen herzlich danken.
Inmitten des turbulenten Weltgeschehens möchten wir Ihnen auch in diesem Jahr ein frohes Weihnachtsfest, einige geruhsame Tage und einen guten Start ins neue Jahr 2025 wünschen.
Ihr Redaktionsteam
Alle Ausgaben finden Sie hier.